Im Jahr 2017 wurde in Deutschland Hunde- und Katzenfutter für über 3 Milliarden Euro verkauft. Ein riesiges Geschäft. Es tummeln sich unüberschaubar viele Tierfutterfirmen auf diesem lukrativen Markt.

Um an Käufer zu kommen, ziehen die Hersteller natürlich alle Register: Von schicken Etiketten, über Gesundheitsversprechen bis hin zu Verbrauchertäuschung oder gar Betrug ist alles dabei.

Kann man als Laie da noch durchblicken?

Auf den ersten Blick ist das schwierig, da weder Name des Produkts, noch Preis oder Design des Etiketts etwas über die Qualität eines Futters aussagen. Man muss sich das Etikett genau anschauen um weitere Informationen zu erhalten.

Zunächst sollte man überprüfen, ob überhaupt alle gesetzlich verpflichtenden Angaben aufgeführt sind. Diese Angaben sind Pflicht:

  • Art des Futtermittels (Alleinfuttermittel , Einzelfuttermittel…)
  • Tierart, für die das Futter gedacht ist
  • analytischen Bestandteile, das sind Rohprotein, -faser, -fett, -asche und die Feuchte, wenn sie über 14% liegt.
  • Zutaten
  • Zusatzstoffe (z.B. ernährungsphysiologische Zusatzstoffe, technologische Zusatzstoffe…)

Ist die Deklaration nicht vollständig, weckt das Zweifel an der Sachkenntnis des Herstellers und man sollte vom Kauf absehen.

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Auch wenn die Deklaration vollständig ist, weiß man noch nicht, ob man ein gutes Tierfutter in der Hand hält. Was macht denn ein „gutes“ Tierfutter aus? Das wichtigste Kriterium für gutes Futter ist, dass damit der Nährstoffbedarf des Tieres vollständig gedeckt wird. Nur Tierfutter, die diese Voraussetzung erfüllen, dürfen sich „Alleinfuttermittel“ nennen.

Fertigfutter ist immer ein industriell verarbeitetes Produkt. Bei der Verarbeitung gehen große Teile an Nährstoffen verloren und müssen daher wieder zugesetzt werden. Diese Zusätze von Vitaminen, und Spurenelementen müssen als „ernährungsphysiologische Zusatzstoffe“ auf dem Etikett aufgeführt werden. Mineralstoffe (Calcium!) werden bei den Zutaten aufgeführt. Ein industriell hergestelltes Futter, das keine dieser Zusätze aufgeführt hat oder gar damit wirbt „ohne Zusätze“ zu sein, kann daher per Definition kein Alleinfutter sein und ist für die alleinige Ernährung von Hund oder Katze ungeeignet.

Werbeversprechen wie „kalt gepresst“, „kalt abgefüllt“ oder „nährstoffschonend erhitzt“ sind nur Etikettenschwindel, denn eine Trockenfutterpressung geht immer mit hohen Temperaturen einher und das Konservieren einer Dose funktioniert nur über starkes Erhitzen. Da ist es auch nicht mehr relevant, dass das Futter vor der Erhitzung kalt in die Dose gefüllt wurde. Also muss auch ein angeblich „kaltgepresstes“ oder „schonend erhitztes“ Futter ernährungsphysiologische Zusatzstoffe enthalten, sonst ist es nicht bedarfsdeckend!

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Abgesehen davon braucht unser heutiger Hund zwar ähnlich viele Nährstoffe und Vitamine wie ein vergleichbar schwerer Wolf, der problemlos mit Beutetieren seinen Bedarf decken kann. Der Bedarf von Vitaminen und Mineralstoffen pro Gramm Futter ist beim Hund allerdings deutlich höher als beim Wolf, da ein Hund ja insgesamt viel weniger frisst als sein extrem aktiver wilder Verwandter. Begegnet einem also die Werbemasche „wilder Wolf“ sollte kritisch das Etikett geprüft werden.

Ein weiterer Trick um vor allem ernährungs- und gesundheitsbewusste Verbraucher zu ködern, ist die Aussage: „Das Fleisch stammt von für den menschlichen Verzehr geschlachteten Tieren“. Nun ist es aber so, dass alle Futtermittel nur von Tieren stammen dürfen, die auch für den menschlichen Verzehr tauglich sind, dieses Werbeversprechen bezeichnet also eine Selbstverständlichkeit.

Auch auf den „getreidefrei“-Trend springen die Futterfirmen auf.  Das hat keinen ernährungsphysiologischen Vorteil für Hunde. Sogar Wölfe, deren Kohlenhydratverdauung nicht so gut ist wie die unserer Haushunde ist, fressen Getreide, das in den Mägen ihrer Beutetiere ist.

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Noch eine Marketingaussage: „ohne tierische Nebenprodukte“ bzw. „ohne Schlachtabfälle“. Tierische Nebenprodukte und Schlachtabfälle sind in erster Linie Innereien und Milchprodukte. Einen Hund oder eine Katze ausschließlich mit Muskelfleisch zu füttern ist ernährungsphysiologisch nicht sinnvoll, im Gegenteil: Innereien wie Leber, Herz, Milz, Pansen etc. sind sehr wertvolle Bestandteile der Futterration. Fängt eine Katze eine Maus, frisst sie diese mit „Haut und Haar“ und vor allem mit den Innereien.

Wie erkennt man nun, ob ein Futter wirklich gut ist und die Werbeaussagen nicht nur heiße Luft sind?

Am wichtigsten ist wiegesagt, dass das Futter den Nährstoffbedarf des Tieres deckt. Ein Hinweis darauf ist die Angabe „Alleinfuttermittel“ und die Auflistung der zugesetzten Vitamine und Mineralstoffe. Sind Sie unsicher, können wir das jeweilige Futtermittel gerne für sie durchrechnen.

Außerdem muss das Futter dem Tier schmecken und das Tier muss das Futter gut vertragen. Zu guter Letzt sollte das Futter aus hochwertigen Zutaten bestehen, was über das Etikett schwer zu erkennen ist. Aber: Die hochwertigsten Zutaten bringen dem Tier gar nichts, wenn dadurch sein Nährstoffbedarf nicht gedeckt wird. Daher ist in erster Linie auf die Deklaration der Nährstoffe zu achten, lassen Sie sich nicht von falschen Versprechungen ködern!

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Wer ganz sicher wissen will, was er seinem Hund oder seiner Katze füttert, kann selbst den Kochlöffel schwingen. Auch hier gilt wieder: Die Nährstoffversorgung ist am wichtigsten. Daher sollten Sie Ihre selbstgemachte Ration von uns durchrechnen und optimieren lassen. Einen entsprechenden Fragebogen können Sie hier herunterladen.

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