Ein unappetitliches Thema…

Zecke

Zecken gehören denke ich zu den meistgehassten Tieren der Erde – selbst bei uns Tierärzten, die wir meist ein besonders großes Herz für Tiere aller Arten haben, hört es bei Zecken wirklich auf…
Abgesehen davon, dass Zecken einfach eklig sind, können sie beim Hund hierzulande u.a. Anaplasmose, Babesiose, Ehrlichiose, Borreliose übertragen.
Also geht es darum, unsere Hunde irgendwie vor Zecken zu schützen.
Und da genau fängt das Problem an. Es gibt einige sehr nebenwirkungsarme Stoffe wie Neem oder Kokosöl, die einen gewissen abschreckenden Effekt auf Zecken haben. Dieser ist aber leider relativ gering, diese Mittel bieten keinen zuverlässigen Schutz.
Dann gibt es die sehr wirksamen Mittel – die aber ein höheres Nebenwirkungspotential haben.

Daher ist Zeckenprophylaxe immer sehr individuell!

Das richtige Vorgehen in der Zeckensaison hier in Deutschland ist daher ein ganz individuelles Abwägen verschiedener Faktoren:

  • Anfälligkeit den Hundes für Zecken (es gibt tatsächlich regelrechte „Zeckenmagnete“ und andere Hunde, die haben so gut wie nie eine Zecke, bei gleicher Umgebung.)
  • Umgebung – wo sind die Gassistrecken, ist der Hund viel im Gebüsch unterwegs?
  • Ist eine Reise geplant? Bei Reisen in den Mittelmeerraum, ist die Wahrscheinlichkeit einer Zecken- (und auch Mücken-) übertragenen Krankheit noch deutlich größer als in Deutschland!
  • Ekelschwelle des Menschen – während manche Besitzer eiskalt die Zeckenzange schwingen, wird anderen schon beim Anblick  einer Zecke übel.
  • Größe und Fellstruktur des Hundes – bei einem kurzfelligen Zwergpinscher findet man nach dem Sparziergang in der Regel alle frischen Zecken, bei einem plüschigen und großen Neufundländer ist das schwierig.
  • Mitbewohner des Hundes. Gibt es Katzen im Haushalt? Kleinkinder?

Die „richtige“ Methode gegen Zecken ist also von Tier zu Tier verschieden. Sie kann selbst bei mehreren Tieren in einem Haushalt verschieden sein.

Fakt ist: Zecken können für den Hund lebensbedrohliche und schwer behandelbare Krankheiten übertragen
Fakt ist aber auch: Zuverlässig wirksame Zeckenmittel sind „Chemie“

Daher werden wir Sie immer individuell beraten.
Für den kurzhaarigen Kleinhund, der nur an der Leine am Wegesrand schnüffelt, ist eine Zeckenkontrolle nach dem Spaziergang sicher ausreichend. Ein dickfelliger großer Zeckenmagnet, der täglich mit mehreren Zecken heimkommt, sollte aber gegen Zecken geschützt werden. Das kann man mit „milden“ Mitteln probieren – manchmal funktioniert das in Kombination mit Absuchen des Hundes bei einem nicht zeckenempfindlichen Tier ganz gut – wenn aber weiterhin Zecken am Hund sind, dann empfehle ich nach Nutzen-Risiko-Abwägung ein passendes Ektoparasitikum. In der Regel ein „repellent“ wirkendes Mittel als Spot-on, das die Zecken noch VOR dem Biss abwehrt.
Es gibt auch repellent wirkende Zeckenhalsbänder, die haben  allerdings den Nachteil, dass immer Wirkstoff im Fell des Hundes ist, was vor allem für Kleinkinder, die Kontakt mit dem Hund haben aber auch für die Umwelt (z.B. wenn der Hund badet), nicht gut ist.
Relativ neu auf dem Markt sind Tabletten, die der Hund schluckt und Zecken und Flöhe, die den Hund in den folgenden ein bis drei Monatzen (ja nach Präparat) beißen, sterben ab. Diese Tabletten haben zwar keinen repellenden Effekt, man geht aber davon aus, dass die Zecken nach dem Biss so schnell sterben, bevor sie Krankheitserreger übertragen können.
Wegen des fehlenden repellierenden Effektes, der nicht ganz klaren Lage der Nebenwirkungen und auch aus Umweltschutzgründen (diese Insektizide werden vom Hund ja auch wieder ausgeschieden – in die Umwelt) sind diese Tabletten für die Indikation Zeckenschutz beim Hund nicht unser erstes Mittel der Wahl.
Lassen Sie sich beraten und entscheiden Sie, was zu Ihnen und zu Ihrem Hund passt.