In den letzten Tagen haben wir viele Anfragen rund um das Thema „Antibiotikaverbot“ bekommen.

Was ich dazu sagen kann, ist: Es ist kompliziert.

Es ist seit Jahren eine Änderung der Arzneimittelgesetzgebung für Europa in Arbeit. Einerseits ist die Problematik der Antibiotikaresistenzen riesengroß, diese wird, wenn wir nicht dagegen vorgehen, zu einer ernsthaften Bedrohung unser aller Gesundheit werden. Andererseits ist eine Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in Human- und Tiermedizin nicht ohne Weiteres möglich, sind Antibiotika doch oft lebensrettend. Wir alle müssen aber sehr sehr verantwortungsbewusst mit Antibiotika umgehen, um weitere Resistenzen zu vermindern. Dafür müssen auch Gesetze verschärft werden, das steht außer Frage.

Nun gibt es einen guten Vorschlag zur Neuregelung der Gesetzgebung, in den die fachliche Expertise vieler human- wie tiermedizinischer Organisationen eingeflossen ist. Das Problem: Dieser gute Vorschlag, wurde gerade vom zuständigen Ausschuss (ENVI) des EU-Parlamentes abgelehnt. Dafür wurde vom ENVI-Ausschuss aber einem anderen Antrag zugestimmt, der leider weitreichende Folgen für die antibiotische Versorgung von Tieren hätte, denn mehrere wichtige Antibiotikagruppen wären dann für die Anwendung am Tier verboten. Neben anderen wichtigen Antibiotikagruppen wäre das z.B. die Antibiotikagruppe der Fluorchinolone (z.B. Enrofloxacin „Baytril“). Diese Antibiotikagruppe ist für Kaninchen und Meerschweinchen extrem wichtig, da sie eine der wenigen ist, die überhaupt verträglich ist. Aber auch bei komplizierten Infektionen von Hund und Katze sind Fluorchinolone lebensnotwendig. Ob es Ausnahmen in Einzelfällen für Haustiere oder nach Antibiogramm geben könnte, ist unklar. In der ursprünglichen Fassung waren Ausnahmen möglich, in der aktuell abgestimmten Fassung dagegen nicht, diese müssten noch eingearbeitet werden, ob das tatsächlich geschehen wird ist unsicher!

Im September muss nun das Europäische Parlament abstimmen. Insider sagen, dass die Politiker den oben beschriebenen drastischen Einschränkungen für die Tiergesundheit, wie sie der ENVI-Ausschuss gerade beschlossen hat, wohl eher nicht zustimmen werden bzw. es noch zu Ausnahmeregelungen kommen wird. Da dieser restriktive Antrag aber nun in der Welt ist und damit die Gefahr, dass es hier zu großen Problemen in der Antibiotikaversorgung von Tieren kommen kann, sollten wir alle dieses Thema ernst nehmen. Bleibt zu hoffen, dass das Europäische Parlament sich auf den ursprünglichen, ausgewogenen Vorschlag einigt. Um diesen Prozess zu unterstützen, sammelt unter anderem der bpt, der Bundesverband praktizierender Tierärzte, Unterschriften gegen den restriktiven Antrag, dem der ENVI-Ausschuss zugestimmt hat. Wiegesagt, die genauen Pläne sind unklar, eine krasse Einschränkung der antibiotischen Versorgung von Tieren aber im Rahmen des Möglichen.

Bitte unterschreiben Sie diese Petition:

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